Kapelle St. Wendelin in Sießen

Bereits 1387 erbaut dient diese Kapelle heute vor allem als Friedhofskapelle für die Pfarrei Sießen

Um für die Rettung von Pest und Erdbeben zu danken und um weiteres Unheil abzuwenden, gab es viele Güterschenkungen an Kirchen und Klöster, häufig wurden Kapellen und Bildstöcke auf freiem Feld und bei Höfen errichtet. Die um 1387 erbaute St. Wendelinuskapelle am Fußweg nach Sießen könnte eine davon sein. An ihr war ein kleines Wohngebäude angebaut,vielleicht im 17. Jahrhundert eine Einsiedelei. 1717 wurde diese Kapelle barockisiert und erweitert. Die Bauern aus Saulgau und Umgebung gelobten 1792 „Bittgänge“ zur Wendelinuskapelle. Nachdem das Kloster Sießen 1803 an den Fürsten von Thurn und Taxis kam, wollte das fürstliche Rentamt diese Kapelle abbrechen lassen, dagegen wehrten sich die Bauern von Haid und Sießen.

In den Jahren 1975 sowie 1984/85 erfolgten Renovierungen der Kapelle. Zuvor wurden einige Plastiken aus dem 18. Jahrhundert gestohlen. Die letzte Erneuerung fand 2007 statt.

In der Kapelle befindet sich seit 1985 ein Altar aus der Brunokapelle Bondorf. Auf dem Altar eine Madonna aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, rechts Wendelin, Ende 18. Jahrhundert., links das Bild „Wendelin“ von Ursula Fürst, Saulgau, 1985. An der östlichen Außenwand ist die Kopie einer spätgotischen Madonna, gefertigt von Schwester Betha Kirchmaier OFM, Kloster Sießen.

Madonna (Ausschnitt aus dem Altar, Mitte des 19. Jahrhunderts)

Die Nazis hatten Oktober 1940 das Kloster Sießen beschlagnahmt und zwangsgeräumt und ein Umsiedlerlager eingerichtet. Auf dem kleinen F riedhof ist ein Denkmal für die in dieser Zeit im Kloster Sießen gestorbenen Auslandsdeutschen. Sie stammten aus dem Burgenland, Elsass, Russland, Slowenien, das Denkmal ist auch für die verstorbenen Franzosen der ins Schloß Sigmaringen geflüchteten Petain-Regierung. Bildhauer Raach, Reutlingen, fertige das Denkmal Mitte 20. Jahrhunderts. Auf dem Friedhof befindet sich auch das Grab eines unbekannten Soldaten aus dem 2. Weltkrieg.

(Autor: Hugo Birkhofer, Bad Saulgau)

Der Hl. Wendelin (Ende 18. Jahrhundert)