Kapelle St. Blasius und Meinrad in Schwarzach

Eine außergewöhnliche Kapelle mit beachtenswerter Ausstattung aus vergangenen Jahrhunderten

Die Kapelle zum Heiligen Blasius wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil erbaut. Ihr kreisförmiger Chor ist eine Besonderheit unter den oberschwäbischen Kirchenbauten, bis heute ist die beachtenswerte Ausstattung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vollständig erhalten. Neben dem Hochaltar und einer Chorschranke besteht diese aus zwei Seitenaltären, Chorgestühl, Kanzel mit steiler Treppe. Von besonderer Bedeutung sind die „Schwarzacher Madonna“, ulmisch vor 1500 und ein Heiliger Blasius nach 1500. Die Altarbilder von dem Saulgauer Barockmaler Caspar Fuchs (1671-1741) aus der Zeit 1728/29: im großen Altarblatt knieen der Heilige Blasius und Meinrad vor der Dreifaltigkeit mit Maria – Immaculata. Im Aufsatz die Geburt Christi, Maria hält das Jesuskind Gott Vater entgegen, der ihm das Kreuz zeigt.

Das Antependium (eine Holztafel, die den steinernen Altarblock aus der Anfangszeit der Kapelle verdeckt), zeigt Blumenmotive, die rückwärtige Seite Todesmotive des Barock: „Memento mori“ – Gedenke, dass du sterblich bist.

Am Chorbogen eine Kreuzigungsgruppe um 1700. An den Wänden sind drei Votivtafeln: Hl. Meinrad, Jakobus, Philippus, gestiftet von Katharina Appin aus Ertingen. Im linken Seitenaltar eine Schutzengeldarstellung, der Erzengel St. Michael führt ein Kind an der Hand, weitere Engel schreiten auf den Betrachter zu. Im Aufsatz der Heilige Josef mit dem Jesusknaben. Im rechten Altarblatt die Begegnung Marias mit Elisabeth, im Aufsatz der Heilige Antonius; die Bilder des rechten Seitenaltars sind nicht von Fuchs.

Mittlerer Altar mit Darstellung der Heiligen Blasius und Meinrad (Caspar David Fuchs, 1728/29)

Die Kapelle Schwarzach ist letzter und noch bestehender Teil einer ehemaligen Ritterburg der Herren von Schwarzach zur Zeit der Welfen. Lange nahm man in Saulgau/Schwarzach an, der Heilige Meinrad stamme aus Saulgau, deshalb hieß das nördliche Stadttor „St. Meinradstor“, die Saulgauer hätten also einen „eigenen Heiligen“ gehabt. Heute erinnert daran eine Plastik des Hl. Meinrad im Giebel des anstelle des früheren Tores errichteten Privathauses (Ecke untere Hauptstraße/Kaiserstraße). In Saulgau gibt es bis heute eine Meinradskaplanei am Kirchplatz. Meinrad stammt aber aus einem armen adligen Geschlecht im Sülchengau, heute Sülchen bei Rottenburg a.N..

Die Kapelle war über Jahrhunderte bis Anfang des 19. Jahrhunderts Pfarrkirche der Pfarrei Schwarzach, wurde dann der Meinradskaplanei in Saulgau inkorporiert, später der Pfarrei Mieterkingen zugeordnet. Die Kapelle ist heute im Eigentum der drei Schwarzacher Familien Hepp, Frick und Locher. Sie ist meist geschlossen, der Schlüssel kann bei Familie Hepp im Haus rechts vor der Kapelle ausgeliehen werden.

Schwarzacher Madonna, Ulmer Schule, vor 1500